Der Ersten Damen der HSG Weiden gelingt in Forchheim die Überraschung: Mit 23:26 besiegt der Aufsteiger den bis dahin ungeschlagenen HC Forchheim und übernimmt somit vorerst die Tabellenführung in der Bezirksoberliga Ostbayern. Dabei waren die Vorzeichen alles andere als günstig: Zur ungewohnten Anwurfzeit am Donnerstagabend um 20.00 Uhr konnten gerade neun Feldspieler gegen den HC in Bestbesetzung antreten. Dennoch zeigten die Weidnerinnen von Anfang an, dass sie sich als ebenbürtiger Gegner präsentieren wollten.
Insbesondere die Defensivleistung war in der ersten Halbzeit (9:15) überragend. Besonders Ligatoptorschützin Luisa Landmann (zehn Tore pro Spiel) wurde von der HSG-Defensive komplett abgemeldet. Gerade einmal ein Feldtor gelang der Rückraumlinken des HC Forchheims. Vor allem die beiden Linkshänderinnen Aileen Häuber und Tamara Hauer, die gegen die linke HC-Angriffsseite verteidigen mussten, hatten Landmann über 60 Minuten voll im Griff; und zog die Rückraumschützin dann doch zur Mitte, scheiterte sie mehrmals am stabilen Mittelblock um Tara Schumacher und Vanessa Szameitat, spätestens aber am gut aufgelegten HSG-Torhüterduo.
HSG-Trainer Niklas Deml war dementsprechend voll des Lobes für seine Mannschaft. „Wir haben in den ersten 30 Minuten sprichwörtlich Beton angerührt und so konzentriert und diszipliniert verteidigt wie selten in dieser Saison“, so der HSG-Coach. Motiviert durch die stabile Abwehr fand man auf der Gegenseite dagegen immer wieder freie Torchancen und erarbeitete sich so den komfortablen 6-Tore-Halbzeitvorsprung. Bereits in der Halbzeitpause wusste die HSG, dass die zweiten 30 Minuten enorm intensiv werden würden für den dezimierten Kader. Und es kam wie es kamen musste: Die Kraft ließ nach, man verlor einige defensive Zweikämpfe, scheiterte vorne mit Pech am Pfosten oder verdient an der überragenden Heimtorhüterin Kersch und sah so den Vorsprung dahinschmelzen. Vor allem den beiden Führungsspielern Franziska Scheidler und Tara Schumacher war es zu verdanken, dass man in dieser Phase nicht unterging. Immer wieder setzten sich die beiden Rechtshänderinnen gegen die kompakte Heimabwehr durch und hielten die HSG am Leben. Insbesondere Schumacher bewies mit sehenswerten Toren und Vorlagen, dass sie die wahrscheinlich beste Handballerin der Liga ist. „Eigentlich ist es ein wenig ungerecht, Einzelne nach diesem Teamerfolg hervorzuheben. Alle Spieler haben einen riesigen Anteil an dem Erfolg. Wir haben den Sieg als Einheit und Mannschaft geholt“, betonte Co-Trainerin Maria Schlosser. Trotz der Gegenwehr glich der HC schließlich fünf Minuten vor Schluss erstmals wieder aus (21:21, 56.), das Spiel schien endgültig zu kippen. Aber gerade in dieser Phase mobilisierte die HSG noch einmal alle Reserven, gewann in der Abwehr einige Bälle und verwandelte vorne eiskalt, sodass man mit einem 4:1-Lauf den Sieg in den Schlussminuten eintütete. Ausgerechnet Jennifer Hermann – die bis dahin einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte – behielt in der Schlussphase die Nerven und sorgte mit vier Toren am Stück in den letzten vier Minuten für den umjubelten Auswärtserfolg. „Die Moral der Mannschaft hat mich begeistert. Beim 22:22-Ausgleichstreffer schien das Spiel zu kippen. Dass wir das dann nochmal drehen konnten, spricht für uns und unseren Kampfgeist“, lobte HSG-Verantwortliche Clara Richthammer. Mit dem etwas überraschenden, aber verdienten Sieg im Spitzenspiel steht die HSG (1., 22:4) nun vorerst ganz oben in der Tabelle vor Forchheim (2., 20:4) und Oberviechtach (3., 19:3). Gleichzeitig weiß man aber im HSG-Lager, dass keine Zeit bleibt, um sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Die Rückrunde beinhaltet noch die Rückspiele gegen die beiden direkten Konkurrenten Oberviechtach und Forchheim, zwei Rückspiele gegen Teams, gegen die man in der Hinrunde Niederlagen einstecken musste (Rohr und Eckental) sowie schwierige Partien gegen Gegner, die man in der Hinrunde jeweils nur knapp mit einem Tor besiegen konnte (Altdorf und Regensburg). „Wir wissen, dass noch viele, schwierige Spiele kommen und es sehr unwahrscheinlich ist, dass uns kein einziger Ausrutscher passiert. Trotzdem oder gerade deswegen freuen wir uns, dass wir nach dem 13. Spieltag auf Platz 1 stehen. Das hätte vor der Saison wohl niemand vermutet“, so eine stolze Kapitänin Sarah Eichinger.

Weiter geht’s für die HSG am 3. Februar, wenn der TV Altdorf in der Realschul-Halle gastiert.
Gegen den HC Forchheim spielten: Bräunlein, List – Schumacher (7/1), Hermann (6), Scheidler (5), Hauer (5/4), Szameitat (2), Häuber (1), Eichinger, Härtl, Schlosser.

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